Das kleine 1x1 der Diversitäts-AG

Viele Kulturinstitutionen und auch Gruppen aus der Freien Szene haben angefangen, sich mit Diversitätsentwicklung und Antidiskriminierung im eigenen Arbeitskontext zu beschäftigen. Fast immer sind dabei engagierte Mitarbeitende die Impulsgeber*innen. Oft haben sie sich zu einer Diversitäts-AG zusammengeschlossen, um die Prozesse zu begleiten und immer wieder daran zu erinnern, was zu tun ist.

Die Arbeit in der Diversität-AG macht dann Freude, wenn die Pläne umgesetzt werden können und die guten Ideen Früchte tragen. Aber Hürden und Widerstände lassen meist nicht auf sich warten: Die Umsetzung einer geplanten Maßnahme wird beispielsweise von der Leitung verschleppt, Kolleg*innen fühlen sich von dem Prozess angegriffen oder halten ihn für Zeitverschwendung, die Aufgaben sind viel zu groß und die Diversitäts-AG hat zu wenig Kapazitäten … Es stellt sich das Gefühl ein, dass es vor allem darum geht, Verletzungen durch mehrfachprivilegierte Kolleg*innen oder ausschließende Strukturen zu verhindern, während das wirklich transformative und visionäre Handeln immer wieder zu kurz kommt.

Im Gegensatz zu Interessensvertretungen wie Personal- oder Betriebsrat fehlt es den Diversitäts-AGs an Freistellungen in der Arbeitszeit, einem festen Budget, Rechten und einem Mandat. Bisher gibt es keine Vorlage, wie Gruppen erfolgreich zu Antidiskriminierung arbeiten können und was sie dafür brauchen.

Das wollen wir ändern!

Diversitäts-AG, wie geht das?

Im zweitägigen Workshop wollen wir das kleine 1x1 der Arbeit als Diversitäts-AG zusammen erarbeiten, gute Strategien festhalten und gezielte Vernetzung anzetteln. Entstehen soll dabei ein kleiner Leitfaden, der später noch weiteren Diversitäts-AGs Orientierung gibt.

Das ist geplant:

• Feiern und Fehlern: Was könnt ihr feiern? Was habt ihr schon umgesetzt oder versucht umzusetzen? Was hat dazu beigetragen, dass Pläne funktioniert haben? Wo habt ihr Fehler gemacht und was habt ihr daraus gelernt?
• Kollegiale Beratung zu konkreten Fällen: Eine andere Diversitäts-AG hat vielleicht schon etwas ganz Ähnliches versucht und hat Tipps für euch.
• Eure Basis als Gruppe reflektieren: Welche Rolle spielen eure gesellschaftlichen Positionierungen in der AG-Arbeit? Werden unterschiedliche Erfahrungen mit Diskriminierung im Team berücksichtigt?
• Gut zusammenarbeiten: Umgang mit Teamdynamiken und Arbeitsaufwand. Welche Bedarfe gibt es in der Gruppenarbeit? Wie könnt ihr mit euren jeweiligen Ressourcen und Kapazitäten erfolgreich Dinge umsetzen?
• Widerstände würdigen: Abwehrmechanismen verstehen lernen und Prioritäten setzen.
• Visionen entwickeln: Wo wollt ihr hin, kurz- mittel- und längerfristig? Habt ihr eine Vision davon, was ihr erreichen wollt und wie es dort aussieht?
• Konkrete Vernetzung mit anderen aktiven Diversitäts-AGs.

Wer kann sich anmelden? Welche Erfahrung ist nötig?

• Mehrere Mitglieder aus einer Diversität-AG (oder ähnlichen Gruppe) im Kulturbereich: 2-4 Personen plus Ersatz melden sich nach Absprache im Team separat über das Anmeldeformular an. Es muss erkennbar sein, dass ihr euch für die gleiche Institution anmeldet. Gebt euch zum Beispiel einen AG-Namen in der Anmeldung.
• Eure Arbeitsgruppe sollte schon mindestens 1 Jahr Erfahrung in der Arbeit zum Thema Diversität/Antidiskriminierung haben, bzw. schon eine Maßnahme umgesetzt haben oder versucht haben umzusetzen.
• Teilnahme an beiden Tagen ist Voraussetzung! Unsere Workshops sind kostenlos und sehr begehrt, bitte meldet euch nur an, wenn ihr euch die Zeit nehmen könnt.
• Ist das als Bildungsurlaub anrechenbar? Nein, leider sind wir kein anerkannter Träger für Bildungsurlaub. Aber wir bieten an, eine Erklärung/Bestätigung für die jeweilige Institution auszustellen, in der erläutert wird, warum es sich lohnt, mehrere Mitarbeitende zwei Tage lang freizustellen. Nach dem Workshop gibt es auf Wunsch eine Teilnahmebestätigung.
• Der Workshop hat das Level 3: Level 3 beschäftigt sich mit der gelungenen Umsetzung des diskriminierungskritischen Wissens in die Praxis. Hier werden eigene Handlungsspielräume ausgelotet sowie konkrete Ideen und Maßnahmen im Austausch mit anderen Teilnehmenden überprüft. Der Workshop richtet sich an Kulturakteur*innen, die bereits ein solides Grundwissen zu Diversitätsentwicklung und Antidiskriminierung haben. Die Kenntnis der Inhalte von Level 1-2 sowie ein kontinuierliches Selbststudium werden vorausgesetzt.

Anja Schütze ist Kultur- und Medienpädagogin, Business Cultural Trainerin und Mutter. Sie arbeitet als Bildungsreferentin für die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung und gab 2018 den Sammelband „weiße Flecken“ heraus, der Diskurse und Erkenntnisse aus der inklusiven Öffnung und Diversifizierung der Freiwilligendienste abbildet. Sie drehte Dokumentarfilme in Deutschland, Indien und Afghanistan. Seit 2007 arbeitet sie als freiberufliche Trainerin zu Diversität und Diskriminierung. In diesem Zusammenhang hält sie Vorträge, moderiert Veränderungsprozesse und gibt Fortbildungen, unter anderem für Organisationen und Kultureinrichtungen auf lokaler und internationaler Ebene.

Die Anmeldefrist ist leider schon beendet.

Bei Rückfragen schreiben Sie uns gerne eine Mail an scheibner@diversity-arts-culture.berlin