Heteronormativität
[ˌhetəʁonɔʁmativiˈtɛːt]
Heteronormativität
beschreibt eine Weltanschauung und ein gesellschaftliches Wertesystem, das nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen (ein Mann und eine Frau) zwischen diesen Geschlechtern anerkennt und als normal ansieht.
In einer heteronormativen Gesellschaft werden an alle Menschen soziale Erwartungen gerichtet, wie sie als Männer und Frauen miteinander leben sollen. Menschen werden entweder als Mann oder Frau geboren (und dementsprechend erzogen) und gehen nur mit dem jeweils anderen Geschlecht sexuelle Beziehungen ein. Menschen, die nicht in diese zweigeschlechtliche Ordnung passen, weil sie sich beispielsweise als nicht-binär (non-binary oder enby) trans* oder inter* identifizieren oder keine heterosexuellen Beziehungen haben, werden als „anders“ und „nicht normal“ wahrgenommen und beschrieben (othering). Sie outen sich, wenn sie diesen sozialen Erwartungen nicht entsprechen. Wenn Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität normal sind, dann reagieren Gesellschaften auf Abweichungen mit verschiedenen Formen von Diskriminierung und gesetzlichen Strafen. Außerdem richten sich dann fast alle gesellschaftlichen und kulturellen Angebote an die zweigeschlechtliche, heterosexuelle Norm: Romane werden zum Beispiel in der Bücherei mit dem Label „Besonderes Schicksal“ versehen, wenn sie eine homosexuelle Liebesgeschichte erzählen, oder Kritiker*innen beschreiben einen komplexen Film mit vielen Themen und einem homosexuellen Liebespaar als queeren Film, worauf er nur noch von einem Nischenpublikum gesehen wird.