Awareness
[əˈwɛrnəs]

Awareness
Der Begriff Awareness stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt Bewusstsein oder Achtsamkeit. Er bezeichnet ein Schutzkonzept, das Menschen dabei unterstützen soll, strukturelle Diskriminierung zu erkennen und Position für die Betroffenenperspektiven zu beziehen.
Awareness-Arbeit richtet sich dabei nach den Bedürfnissen von Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind: Statt von oben herab sollen sie auf Augenhöhe dazu ermutigt werden, wieder selbstermächtigt zu handeln.
Die Ansätze der heutigen Awareness-Konzepte sind in der antirassistischen Communityarbeit in den USA entstanden. FLINTA* (also Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen) und queere Menschen of Color entwickelten als Gegenentwurf zu staatlichen Sicherheitsbehörden eigene Strukturen gegen Diskriminierung und Gewalt. Damit sollte bei Grenzüberschreitungen innerhalb der Community einer weiteren Grenzüberschreitung durch rassistische oder sexistische Polizeigewalt vorgebeugt werden. Hierbei taucht Awareness als Begriff erstmals in den späten 1980er-Jahren auf.
Ging es am Anfang noch vornehmlich um Rassismus und Sexismus, steht heute das Bewusstsein für die verschiedenen Formen systemischer Unterdrückung im Vordergrund. Deshalb richtet Awareness-Arbeit zunächst den Blick auf uns selbst, unser Denken und unser Handeln. Denn es braucht eine machtkritische Einstellung, um Diskriminierung entgegenwirken zu können. Das bedeutet, die eigene gesellschaftliche Positionierung kritisch in den Blick zu nehmen, um solidarisch mit Betroffenen von Diskriminierung handeln zu können.
In Abgrenzung zur Mediation, die in der Regel allparteilich ist, geht es bei Awareness-Arbeit nicht darum, neutral zu sein, sondern Haltung zu zeigen und
parteilich mit Betroffenen von Diskriminierung zu handeln. Ziel ist dabei vor allem, Betroffene bei diskriminierenden und gewaltvollen Vorfällen zu unterstützen, und dazu unterschiedliche Maßnahmen zur Prävention und Intervention zu entwickeln. Statt von oben herab sollen Betroffene durch ein konsensuales Miteinander auf Augenhöhe dabei unterstützt werden, wieder selbstermächtigt zu handeln.
In den letzten Jahren kommt auf immer mehr Veranstaltungen im Kulturbereich ein Awareness-Konzept zum Einsatz. Vor allem Clubs, Vereine, Initiativen
und kleinere Projekte arbeiten oft eng mit sogenannten Awareness-Personen oder Awareness-Teams zusammen, die als außenstehende Parteien Besucher*innen und Veranstalter*innen bei Diskriminierungsvorfällen und Übergriffen zur Seite stehen.
Dieser Text ist ein Gastbeitrag von Katze
Katze arbeitet seit 2021 freiberuflich als politische Bildner*in und berät zu verschiedenen Themen rund um soziale Gerechtigkeit. An Schulen, Unis und Theatern, für Vereine, Kollektive und Festivals in Form von Workshops und Fortbildungen überall da, wo Menschen offen für den Dialog sind. Nach einer dreimonatigen Schulung arbeitet Katze seit 2022 auch als Awarenessperson, leitet Awarenessteams und schreibt Awarenesskonzepte. Der Fokus der Arbeit liegt auf einem machtkritischen, intersektionalen Ansatz.