Da es dringend einer Datenübersicht über die Situation an Berliner Bühnen braucht, um Ungleichheitsstrukturen abbauen zu können, hat FAIRSTAGE die institutionell geförderten Theater Berlins zu Personal- und Organisationsstrukturen befragt. 11 Häuser haben geantwortet.

 

Ein paar Ergebnisse der (Selbst)Porträts:

  • Gender Pay Gap: 6 Häuser erfassen ihn nicht, 2 Häuser erfassen ihn (am Deutschen Theater beträgt er 27,27 Prozent) und 4 Häuser haben (nach eigenen Angaben) keinen; Tarifverträge helfen nur, Gender Pay Gaps zu verhindern, wenn Frauen auch in Leitungspositionen kommen.
  • Gehaltsspanne: 7 Häuser haben die Gehaltsspannen der Mitarbeitenden offen gelegt, wobei die Leitungsgehälter bei den meisten davon ausgenommen wurden.
  • Geld für Diversitätsmaßnahmen: 5 Häuser haben konkret benannt, wie viel Geld sie für Diversitätsmaßnahmen ausgeben. Die Spanne hierbei liegt zwischen 2.730 € und 100.000 €, wobei die zwei Häuser mit den höchsten Beträgen über die Diversitätsoffensive gefördert wurden.

 

Darüber hinaus veröffentlicht FAIRSTAGE in der vorliegenden Publikation Ergebnisse einer Befragung zu den Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf die Theaterszene (Stand Mai/ Juni 2025).

 

Einige Kernpunkte:

  • Von den 11 Theatern, mit denen FAIRSTAGE gesprochen hat, sind vier vollständig tarifgebunden (sowohl TV-L als auch NV Bühne). 4 Institutionen zahlten bereits 2024 unter tariflich festgelegten Bezahlstandards, teilweise bis zu 30 Prozent darunter. In mehreren Fällen sind faire Mindesthonorare nur durch Drittmittel realisierbar.
  • Die Einsparungen treffen insbesondere Menschen, die in befristeten oder freien Arbeitsverhältnissen tätig sind. Die aus Nicht-Nachbesetzung von Stellen folgenden internen Umstrukturierungen führen bei den verbleibenden Mitarbeitenden zu Aufgabenverdichtung und reduzierten Leistungen.
  • Einige Häuser wie die Schaubude Berlin, das Berliner Ensemble und zwei anonyme Theater berichten, dass interne Weiterbildungsworkshops reduziert werden oder sogar ganz entfallen, was die diversitätsorientierte Organisationsentwicklung verlangsamt und teilweise stoppt.
  • Einige Projektstellen laufen aus, die gezielt Communityarbeit und/oder Organisationsentwicklung zur Aufgabe hatten. 
  • 8 von 11 Häusern meldeten Einschränkungen bei Outreach-, Queer- oder Inklusionsprojekten – oft, weil die Projektpartner*innen nicht weiter gefördert wurden.
  • Eintrittspreise wurden oder werden erhöht. Sozialermäßigungen stehen unter Druck und sind nach Angaben einzelner Häuser, zum Beispiel der Schaubude Berlin oder des GRIPS Theater, teilweise nur noch durch Sonderförderungen möglich.

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